Zwinglis erste Predigt – Der leise Beginn einer Revolution
- zuericitytours
- 4. Mai
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Aktualisiert: 5. Mai
Zürich, 1. Januar 1519. Während sich die Stadt noch von der Neujahrsnacht erholt, besteigt ein neuer Leutpriester die Kanzel des Grossmünsters: Huldrych Zwingli. Was folgt, ist kein Paukenschlag – sondern eine stille, aber folgenreiche Zäsur. Mit einer einzigen Predigt legt Zwingli den Grundstein für die Zürcher Reformation.
Was war so besonders an dieser Predigt?
Zwingli predigt – doch nicht wie üblich nach dem Kirchenkalender. Er beginnt bei Matthäus 1,1, dem Stammbaum Jesu, und legt Vers für Vers aus. Damit führt er in Zürich ein, was man heute als lectio continua bezeichnet: die fortlaufende Schriftauslegung.
Das war ein Bruch mit der damaligen Praxis. Predigten folgten normalerweise liturgischen Lesungen, oft nur lose verbunden mit dem Bibeltext – manchmal mehr moralische Ermahnung als theologische Auseinandersetzung.
Zwingli hingegen will, dass die Bibel selbst spricht – ungekürzt, unverzerrt, verständlich. Und das tut er auf Deutsch, nicht auf Latein. Für die Menschen. Für alle.
Matthäus 1 – Warum mit dem Stammbaum anfangen?
Diese Art zu predigen – konsequent biblisch, klar verständlich und theologisch durchdacht – schlug Wellen. Die Predigten füllten das Grossmünster. Menschen kamen, um zuzuhören – und bald auch, um mitzudenken. Die Diskussionen begannen. Und Zürich wurde innerhalb weniger Jahre zur ersten reformierten Stadt Europas.
Es war nicht der Aufruf zur Revolte. Keine Thesen an einer Tür. Sondern eine einfache, ehrliche Predigt – die das Denken veränderte.
Und wie sah Zwingli dabei aus?
Wer Zwingli nur von Holzschnitten kennt, kennt nur eine Seite: ernst, verschlossen, theologisch. Doch Zwingli war auch Mensch. In einem KI-Projekt habe ich versucht, ein fotorealistisches Porträt von Zwingli zu erzeugen – und sogar eine Version, die ihn lachend zeigt. Denn wer das Evangelium so leidenschaftlich predigt, hat sicher auch gelebt, gelacht und gestritten.
👉 Diese Bilder finden Sie hier im Blog: Wie sah Zwingli wirklich aus?
Mehr erfahren – auf unserer Reformationstour
Die Spuren dieser ersten Predigt sind noch heute sichtbar: im Grossmünster, im Fraumünster, an der Wasserkirche und am Lindenhof. Auf unserer Stadtführung „Zürich im Zeichen der Reformation“ erleben Sie die Schauplätze hautnah – und erfahren, wie eine Kanzel und eine Idee Zürich veränderten.

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