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✝️ Kloster Wettingen: Zwischen Glaube, Macht und Reformation

Mitten im heutigen Aargau liegt ein stiller, historisch bedeutender Ort: das ehemalige Zisterzienserkloster Wettingen. Was heute als Kantonsschule dient, war im 16. Jahrhundert ein Zentrum des Widerstands gegen die Zürcher Reformation – und ein Symbol für die konfessionellen Konflikte der Alten Eidgenossenschaft.


🔁 Die Reformation erreicht die Schweiz

Im Jahr 1519 begann Huldrych Zwingli in Zürich mit seiner radikalen Predigt – und legte damit den Grundstein für die Zürcher Reformation. Schon wenige Jahre später wurden Messen abgeschafft, Klöster aufgelöst und kirchliches Eigentum säkularisiert.

Zürich war überzeugt vom neuen Glauben – und wollte diesen Einfluss auch in den gemeinen Herrschaften wie dem Aargau geltend machen. Doch nicht alle Klöster folgten.


🏛️ Wettingen bleibt katholisch

Das Kloster Wettingen geriet früh in den Fokus der Auseinandersetzungen. Während Zürich und andere reformierte Orte auf seine Auflösung drängten, stellten sich die katholischen Orte schützend vor die Zisterzienser.


Nach dem Ersten Kappelerkrieg (1529) war Wettingen noch bedroht. Doch nach dem Zweiten Kappelerkrieg (1531) und dem Tod Zwinglis bei Kappel am Albis, schlug das Pendel zurück: Die katholischen Orte erzwangen den Fortbestand des Klosters – Wettingen überlebte.


⚖️ Symbol der konfessionellen Teilung

Über Jahrhunderte hinweg war das Kloster Wettingen ein katholisches Bollwerk in einem Gebiet, das zunehmend reformiert geprägt war. Es war ein sichtbares Zeichen dafür, dass die Reformation die Schweiz zwar veränderte, aber nicht einheitlich prägte.

Erst 1841 wurde das Kloster durch den liberalen Kanton Aargau säkularisiert und aufgehoben – mehr als 300 Jahre nach den ersten reformatorischen Umbrüchen.


🖋️ Der Kupferstich: Ein Werk von Matthäus Merian dem Älteren

Die abgebildete historische Ansicht von Wettingen stammt aus der berühmten Topographien-Reihe des Matthäus Merian des Älteren (1593–1650), einem der bedeutendsten Kupferstecher und Verleger des 17. Jahrhunderts.


Merian war gebürtiger Basler und veröffentlichte ab 1642 gemeinsam mit dem Gelehrten Martin Zeiler die monumentale Reihe „Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae“, welche Städte, Klöster, Burgen und Landschaften der Alten Eidgenossenschaft in gestochen scharfen Kupferstichen zeigt. Das Ziel war, eine geografisch-kulturelle Gesamtdarstellung der Schweiz zu schaffen – in Text und Bild.


Der hier gezeigte Stich zeigt das Zisterzienserkloster Wettingen, wie es in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts existierte: klar gegliedert, mit markantem Hauptweg zur Klosterkirche, umgeben von Gartenanlagen, Feldern und Befestigungsmauern.


Historischer Kupferstich aus dem 17. Jahrhundert.Deutlich erkennbar sind die geometrische Struktur des Zisterzienserklosters, die umliegenden Befestigungen und die Landschaft. Dieser Stich – basierend auf Werken von Matthäus Merian – zeigt das Kloster Wettingen als mächtige religiöse Anlage vor den Umwälzungen des 19. Jahrhunderts.
Historischer Kupferstich aus dem 17. Jahrhundert.Deutlich erkennbar sind die geometrische Struktur des Zisterzienserklosters, die umliegenden Befestigungen und die Landschaft. Dieser Stich – basierend auf Werken von Matthäus Merian – zeigt das Kloster Wettingen als mächtige religiöse Anlage vor den Umwälzungen des 19. Jahrhunderts.


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